Erfolgsgeschichte aus dem Mittelalter

Es waren Händler und Handwerker mit dem richtigen Gespühr für zukunftsfähige Entscheidungen, die im Mittelalter die ersten „Hannoveraner“ wurden. Um das jahr 1000 bauten sie ihre Hütten an das Ufer der Leine genau dort, wo sich zwei große Fernhandelsstraßen kreuzten.

Der „Verkehr“ auf den Straßen wuchs an, die Geschäfte liefen prächtig und die Bewohner der kleinen Siedlung „Honovere“ wurden wohlhabend und selbstbewusst. Zu Beginn des jahrhunderts war die mandelförmige Stadt von einer geschlossenen Mauer umgeben.

Das Hohe Ufer war bis ins 17. Jahrhundert Teil der Stadtbefestigung, später legte man eine Reitbahn darauf an. Der mächtige Beginenturm (1357) ist der letzte Rest dieser Stadtbefestigung, deren Mauer nördlich des Beginenturms 1643-49 auch beim Bau des herzoglichen Zeughauses verwendet wurde.

Das schöne Marstalltor links neben dem Zeughaus, 1714 vom Architekten Louis Remy de la Fosse erbaut, zierte früher das Reithaus, den Alten Marstall, und wurde 1967 an diese Stelle versetzt. Es trägt ein Wappen des hannoversch-englischen Königs Georg I.

Der König von England kommt aus der hannöverschen Altstadt

1714 bestieg Sophies Sohn als Georg I. den Thron in England und verließ mitsamt seinem Gefolge die Stadt. Hannover blieb bis 1837 eine Residenzstadt ohne Regent. Ruhig und beschaulich, vielleicht auch ein wenig verschlafen muss es damals an der Leine zugegangen sein.

1814 wurde Hannover zum Königreich erhoben und 1837 kehrte Ernst August als König an die Leine zurück. Die Stadt jedoch hatte sich verändert, die
Stadtmauern waren abgetragen, die Wohlhabenden hatten der Altstadt den Rücken gekehrt und sich Villen im Grünen gebaut.

1850 zog auch Georg V. mit seiner Familie aus der Altstadt fort , 1863 verließ der Rat der Stadt das Rathaus am Marktplatz.

In der Altstadt verblieben Handwerker, kleine Händler – und viel Armut. Der Fortschritt zog vorbei. Die kleinen Gassen , die dunklen Wohnungen und die vielen Spelunken waren über viele Jahrzehnte die Heimat für Menschen, die ohne viel Geld auskommen mussten.

Die Bomben des 2. Weltkrieges fanden auf diesem Boden die besten Voraussetzungen für ihre Zerstörungskraft. Lichterloh brannten die Fachwerkhäuser im Oktober 1943, die Altstadt versank in Schutt und Asche.

Fürstlicher Glanz in der Stadt

Neue Weichen stellte Herzog Georg von Calenberg, der 1636, mitten im Dreißigjährigen Krieg, die gut befestigte Stadt zu seinem Wohnort wählte. Hannover war Residenzstadt geworden! Auf dem anderen Leineufer entstand die Calenberger Neustadt, und so wurde aus dem „alten“ Hannover die „Altstadt“!

Mit den Fürsten zogen Glanz und Glamour, höfische Liebe und Intrige, politischer Machtpoker und philosophische Größen in die Mauern der Bürgerstadt. Kurfürstin Sophie ließ sich einen Garten in Herrenhausen anlegen und lustwandelte dort mit dem Gelehrten Leibniz.

Die Altstadt – das Herz der Stadt pulsiert weiter

Aber es sollte nicht das endgültige Aus sein. Nach 1945 begann man mit dem Wiederaufbau. Die Altstadt entstand neu – und sie entstand anders. Die REste wurden in einer „Traditionsinsel“ in der Burg- und Kramerstraße zusammengefasst, die Baulücken wurden mit planerischer Behutsamkeit geschlossen.

Schnell zog wieder Leben in das alte Herz der Stadt. Geschäfte, Kneipen und Cafés eröffneten und um die Kreuzkirche enstand ein modernes Wohnviertel.

In den 70er Jahren läuteten gesellschaftliche Veränderungen das Ende der Nachkriegszeit ein – und die Altstadt wurde zum Impulsgeber. Hier wurden die ersten Straße- und Nachbarschaftsfeste gefeiert. In der Altstadt fand der erste Flohmarkt Deutschlands statt. Hier wurden die Nanas von Niki de Saint Phalle aufgestellt.

Die Stadt und die Menschen haben sie verändert. Weiterhin jedoch leben und arbeiten die Menschen im ältesten Quartier und gestalten es jeden Tag ein wenig weiter!