Eine neue Stadtterrasse mit Baumdächern sowie mehr urbanes Leben: So soll sich das Hohe Ufer in wenigen Jahren präsentieren. Die Altstadtkante zur Leine soll im Anschluss an den geplanten Wohnungsbau an der Roßmühle und den Umbau der ehemaligen Gehörlosenschule zur Volkshochschule (VHS) gestalterisch aufgewertet werden.

Stadtbaurat Uwe Bodemann hat am gestern die Pläne der Landeshauptstadt vorgestellt, die sich an den Entwürfen des Wettbewerbs „Hannover City 2020+“ (Landschaftsarchitekturbüro nsp Christoph Schonhoff, Hannover) orientieren. Die Umgestaltung soll in vier Abschnitten erfolgen, ein vierter kann sich anschließen. Der Baustart ist für 2014/2015 geplant. Für die Aufwertung des Hohes Ufers sollen fünf bis sechs Millionen Euro investiert werden, wovon ein Teil durch die Träger der dortigen Hochbauprojekte finanziert werden soll.

„Mit dem Umbau der ehemaligen Schule zur VHS, dem Wohnungsbau an der Roßmühle und der geplanten Bebauung am Marstall geben gleich mehrere spannende Projekte einen guten Anlass, dem Hohen Ufer eine höhere Aufenthaltsqualität zu geben“, sagte Stadtbaurat Uwe Bodemann bei der Präsentation. „Von der größeren Fläche und der in den Neu- und Umbauten VHS, Roßmühle, Marstall-West und Üstra vorgesehenen Gastronomien am Leineufer soll auch der Flohmarkt profitieren. Ich verspreche mir hiervon einen deutlichen Schub für den Städtetourismus in Hannover“, kündigte Bodemann an.

“Diese Pläne sind für die Altstadt wunderschön. Durch die Baumaßnahmen wird die Altstadt Hannovers an zusätzlicher Attraktivität gewinnen und Menschen anziehen. Das ist für die gesamte südliche Innenstadt ein Gewinn.” kommentierte Martin A. Prenzler, Geschäftsführer der City-Gemeinschaft Hannover die Präsentation der Pläne.

In einem ersten Bauabschnitt ab 2014 oder 2015 ist vorgesehen, zwischen Martin-Neuffer-Brücke (ehemals Marstallbrücke) und Roßmühle die Stützmauern zur unteren Uferpromenade um etwa 1,30 Meter und den damit nutzbaren Straßenraum um circa vier Meter auf 18,20 Meter zu erhöhen. „Somit entsteht eine neue Stadtterrasse, die sich zum Flanieren und für gastronomische Angebote anbietet“, erläutert Stadtbaurat Bodemann.

Zwei Baumreihen bilden künftig eine neue Allee und ein Blätterdach. Große Bestandsbäume lockern die aus geschnittenen Bäumen bestehende Allee auf. Das Motiv des Baumdaches soll später auch im zweiten Bauabschnitt bis zur Goethestraße fortgeführt werden. Vor den neuen Gebäuden neben der Volkshochschule können aufgrund der Unterbauung keine Bäume gepflanzt werden. Das Historische Museum und der Beginenturm werden als markante Zeichen der Altstadt freigestellt.

Die Mauern und neuen Brüstungen werden aus Sandstein sein und den Bestand ergänzen. Der untere Uferweg, der geprägt ist durch seinen Belag aus den 1950er Jahren, bleibt erhalten. Durch eine Unterbauung der Straße wird zukünftig auch eine gastronomische Nutzung auf der unteren Terrasse möglich sein. Der Straßenbelag des Hohen Ufers wird neu gestaltet, um die altstadttypische Gesamtwirkung zu verbessern und einen barrierefreien und gut begehbaren Belag zu erreichen. Vor den Häusern und entlang der Brüstungen werden die Aufenthaltsflächen neu gestaltet. Der Bereich zwischen Martin-Neuffer-Brücke und „Schloßbrücke“ soll für notwendigen Verkehr wie Anlieferungen, Feuerwehr und Rettungsdienste ausgelegt werden.

Martin-Neuffer-Brücke bis Goethestraße

Der nördliche Bereich des Hohen Ufers zwischen Martin-Neuffer-Brücke und Goethebrücke soll durch eine breite Freitreppe bestimmt sein. Von dort aus sollen die BesucherInnen den Blick über die Leine auf die Calenberger Neustadt genießen können. Unterschiedliche Treppenformen und Podeste bieten vielseitige Aufenthaltsräume an. Einzelne Bereiche werden über Rampen erschlossen und sollen so auch Menschen mit eingeschränkter Mobilität eine Nutzung der Freitreppe ermöglichen. Die erhaltenswerten Bäume in diesem Bereich werden in die Treppenanlage integriert.

Gleichzeitig soll die Freitreppe das Vorfeld der geplanten Bebauung am Westrand des Marstalls bilden, die im Erdgeschoss ebenfalls öffentlichkeitswirksame Nutzungen wie Gastronomie oder Einzelhandelsgeschäfte beinhalten soll. Die Üstra erwägt ebenfalls im Erdgeschoss ihres Gebäudes Gastronomien zu entwickeln. Der Umbau des Uferabschnitts zwischen Martin-Neuffer-Brücke und Goethestraße ist für 2015/2016 vorgesehen.

Roßmühle bis „Schloßbrücke“

Im dritten und vierten Bauabschnitt ab 2016/2017 soll der Belag der Straße Klostergang ausgetauscht werden, um ein einheitliches Bild des Hohen Ufers von der „Schloßbrücke“ bis zur Goethebrücke zu entwickeln. Kleine Rampen dienen der barrierefreien Erschließung. Für die bestehende Rampe zur Leine wird im unteren Bereich eine Richtungsänderung vorgeschlagen, um die im Wettbewerb „Hannover City 2020+“ vorgesehene Furt über die Leine zu einem späteren Zeitpunkt zu ermöglichen.

Hochbauprojekte an der Altstadtkante

Die geplante Aufwertung knüpft an verschiedene Hochbauprojekte in diesem Bereich an. So baut die Stadtverwaltung von Mai/Juni dieses Jahres bis voraussichtlich Herbst 2014 für 9,3 Millionen Euro die ehemalige Schule Am Hohen Ufer zu einer modernen Volkshochschule um.

Etwa zeitgleich im Mai beginnen archäologische Arbeiten am bisherigen Schulparkplatz als Vorbereitung eines Neubaus an der Roßmühle. Dort plant die HELMA Wohnungsbau GmbH mit einer Investition von rund acht Millionen Euro den Bau von zehn bis zwölf Wohnungen, verteilt auf zwei Gebäude mit zusammen circa 975 Quadratmetern Wohnfläche. Im Erdgeschoss sind Ladenlokale (circa 255 Quadratmeter) und sowie zum Ufer hin Gastronomie auf zwei Ebenen (etwa 550 Quadratmeter) vorgesehen. Unter dem Gebäude sind circa 26 Tiefgaragenplätze geplant. „Konkreter werden die Planungen nach dem architektonischen Wettbewerb, den wir von März bis Mai dieses Jahres durchführen möchten“, sagte HELMA-Geschäftsführer Björn Jeschina. Das Unternehmen übernimmt zudem die Gestaltung des neuen Platzes am Eingang zur neuen Volkshochschule.

Für eine mögliche Marstall-Bebauung am Hohen Ufer und an der Schmiedestraße wird gerade das Bebauungsplanverfahren vorbereitet. Eine Ausschreibung des städtischen Grundstücks ist für die Jahresmitte geplant. Nach Vorstellungen der Stadtverwaltung ist ein drei- bis fünfgeschossiges Gebäude angedacht, das vorwiegend Wohnen ermöglichen, aber auch Erdgeschossflächen für Handel und Gastronomie vorhalten soll. Auch hier soll ein architektonischer Wettbewerb Basis für die Gestaltung liefern.

Weitere Hintergrundinformation

Das Hohe Ufer bildet die südwestliche Altstadtkante zum Leineufer und hat stadthistorisch eine herausgehobene Bedeutung. An dieser Stelle fanden die ersten Besiedlungen im Leinestromtal statt, und die bauliche Entwicklung Hannovers hat sich von hier aus kontinuierlich weiterentwickelt. Vom Hohen Ufer aus lässt sich heute neben der Leine auch die Skulpturenmeile betrachten. Daneben beherbergt es sonnabends den über Hannovers Stadtgrenzen hinaus bekannten Flohmarkt. Während der Baumaßnahme wird dieser gemäß Abstimmung auf die Grünflächen gegenüber dem Leineschloss verlagert.

© Bildquelle: Landschaftsarchitekturbüro nsp Christoph Schonhoff, Hannover